Viktor Jerofejew ist einer der bekanntesten russischen Gegenwartsautoren und einer der prominentesten Kreml-Kritiker. Viktor kommt 1947 in Moskau als Sohn einer Diplomatenfamilie zur Welt. Sein Vater Vladimir Jerofejew ist zu Lebzeiten Französisch-Dolmetscher und Übersetzer Stalins und ab 1955 sowjetischer Kulturattaché in Paris. Nachdem die Familie in die UdSSR zurückkehrt, studiert Viktor Jerofejew Literatur und Sprachwissenschaft an der Moskauer Lomonossow-Universität. Nach dem Studium forscht er von 1970 bis 1973 am Institut für Weltliteratur, wo er seine Dissertation über Fjodor Dostojewski und den französischen Existentialismus schreibt. Seit Mitte der siebziger Jahre ist Viktor Jerofejew literarisch tätig. Sein erster Roman "Die Moskauer Schönheit" macht ihn weltweit bekannt und wird in 27 Sprachen übersetzt.1979 wird er wegen seiner Beteiligung am Literaturalmanach Metropol aus dem Schiftstellerverband der UdSSR ausgeschlossen. Da der Ausschluss einem Berufsverbot gleichkommt, schreibt er bis zu seiner Rehabilitierung 1988 für die Schublade. Viktor Jerofejew ist der Herausgeber der ersten russischen Nabokov-Ausgabe und schreibt regelmäßig für Zeitschriften wie die New York Times Book Review, die FAZ, Die Zeit und Die Welt. Jerofejew meldet sich immer wieder als scharfsinniger Kritiker der russischen Politik, des Putinismus und des Autoritarismus zu Wort und bezieht mit seinen Romanen und Essays literarisch Stellung. Weil er aufgrund seiner Haltung in seinem Heimatland großen Gefahren ausgesetzt ist und aufgrund des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022, hat der Autor Russland verlassen und sich mit seiner Familie in Deutschland niedergelassen. Ab dem Sommersemester 2022 hat er eine Gastprofessur für Literatur an der Fakultät Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg inne. Viktor Jerofejew hat mehrere Literaturpreise erhalten, darunter 1992 den Nabokov Preis und 2018 den Gogol-Preis. Seit 2013 ist er Träger der höchsten französischen Auszeichnung der Ehrenlegion.