Chat Club mit Wolfgang Beltracchi

In dieser besonderen Podcast-Folge habe ich mich mit Wolfgang Beltracchi, einem der wohl berüchtigtsten und gleichzeitig faszinierendsten Künstler unserer Zeit, über seine außergewöhnliche Lebensgeschichte unterhalten.

Beltracchi, der einst für seine spektakulären Kunstfälschungen bekannt war, stellt gleich zu Beginn klar: „Ich habe ja gar keine Kunst gefälscht“ – er habe nur die Unterschriften unter seine Werke gefälscht. Doch wie kam es dazu, dass er diesen Weg einschlug?

Die Handschrift großer Meister perfekt entschlüsseln

Beltracchi gibt spannende Einblicke in seine Zeit an der Werkkunstschule in Aachen und erzählt, wie er früh begann, Kunst zu handeln und damit bereits in jungen Jahren viel Geld zu verdienen. Mit einem Augenzwinkern berichtet er von Kunsthändlern, die seine Werke mit dem „berüchtigten Nadeltest“ auf Echtheit prüften – ohne zu wissen, dass sie nicht das Original in Händen hielten. Seine Fähigkeit, die Handschrift großer Meister perfekt zu entschlüsseln, machte ihn zu einem der erfolgreichsten Fälscher der Kunstgeschichte.

Doch schließlich wurde ihm die falsche weiße Farbe zum Verhängnis, was zur Enttarnung, einer Gerichtsverhandlung und seiner Verurteilung führte. Nach dieser Zeit zog es ihn nach Frankreich, und als der politische Wind dort rauer wurde, entschied er sich für die Schweiz.

„Der Experte ist nur so gut, wie der Fälscher schlecht ist.“

Im Gespräch teilt Wolfgang Beltracchi auch seine Sicht auf Kunst und Kreativität. Abwechslung sei der Schlüssel zu seinem künstlerischen Schaffen, sagt er. Heute malt er ausschließlich eigene Werke – und seine Gemälde erzielen weitaus höhere Preise als die Werke, die er damals mit gefälschten Unterschriften versehen hatte. Doch der Erfolg bringt auch Herausforderungen mit sich: Viele Anfeindungen und Hass schlagen ihm entgegen, was er jedoch auch verstehen kann, denn wie er sagt: „Der Experte ist nur so gut, wie der Fälscher schlecht ist.“

KI und Kunst - Ein Versuch

Wir sprechen auch über die Verfilmung seines Lebens -für die er sich Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle wünscht, seine aktuelle Arbeit an einer Romantrilogie, geplante große Ausstellungen, unter anderem in Prag, und nicht zuletzt über seine Meinung zu Künstlicher Intelligenz in der Kunstwelt. Erste Versuche, die er dazu im Rahmen einer Veranstaltung gemacht hat, waren nicht annähernd zufriedenstellend. Denn letztendlich mache die KI nichts anderes als kopieren, dabei gehe es doch um das Entschlüsseln der Handschrift des Künstlers, betont Beltracchi.