17. Juli 2024 in Geopolitik

Josef Bramls Analyse des Parteitags der US-Republikaner

Nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump am Samstag begann in Milwaukee planmäßig der Parteitag der Republikaner. Eines steht jetzt schon fest: Der Angriff auf den Präsidentschaftskandidaten Trump wird den Wahlkampf beeinflussen.

Josef Bramls Analyse des Parteitags der US-Republikaner

Erster Tag des Parteitags

Zum Abschluss des ersten Tages des Parteitags der Republikaner hatte Trump einen triumphalen Auftritt und erhielt stürmischen Applaus. Die Parteianhänger der Republikaner standen bereits eifrig hinter Trump, aber jetzt, nachdem er um Haaresbreite ein Attentat überlebte, hat er fast einen mythischen Status erreicht. Trump dankte denn auch dem Allmächtigen dafür, dass er seine Mission fortsetzen kann. Zahlreiche, insbesondere religiöse Anhänger betrachten Trump nun umso mehr als von Gott gesandt, um das Land vor größerem Unheil zu schützen.

Mit einem versöhnlicheren Ton könnte Trump nun neben seiner treuen republikanischen Basis auch moderatere Wählergruppen erreichen. „Unite America!“, schrieb er am Sonntag in den sozialen Medien. Seine Rede zur Annahme der Nominierung am Donnerstag bietet Trump eine Gelegenheit, zumindest rhetorisch mit einer gemäßigteren Botschaft als Versöhner des Landes eine breitere Wählerschaft anzusprechen, die Unabhängigen und moderaten Republikaner, die sich bislang unwohl dabei fühlen, ihn zu unterstützen.

Bidens Ablenkungsmanöver

Auf der anderen Seite wird der amtierende Präsident Joe Biden aufhören müssen, Trump „ins Visier zu nehmen“, um von seinen eigenen Defiziten abzulenken. Am 8. Juli hatte Biden seine Unterstützer noch dazu aufgerufen: „Es ist Zeit, Trump ins Visier zu nehmen“. Nachdem nun ein Attentäter Trump im wahrsten Wortsinn ins Fadenkreuz genommen hat, wird Bidens Wahlkampfteam umdenken müssen. Die bisherige Taktik, Biden als letzten Verteidiger der US-Demokratie darzustellen, kam bei den Wählern nicht an.

Mittlerweile sprechen in Umfragen selbst unabhängige Wählerinnen und Wähler Trump mehr als Biden ihr Vertrauen aus, die Demokratie zu schützen. Eine Reihe von republikanischen Abgeordneten und Senatoren machten denn auch Bidens Rhetorik für den Angriff auf Trump verantwortlich.

Wer ist J.D. Vance?

Trump erkor einen von ihnen, Senator J.D. Vance als seinen Vizepräsidentschaftskandidaten. Senator Vance steht wie Trump für „America First“. Ähnlich wie Trump lehnt auch sein Vize die Unterstützung für die Ukraine ab. Beide wollen die bisherige internationale Ausrichtung Amerikas revidieren.

Skepsis gegenüber Deutschland und Europa

Vance ist wie Trump zutiefst skeptisch gegenüber der für Deutschland und Europa elementar wichtigen regelbasierten internationalen Ordnung – dem System von Gesetzen, Normen und multilateralen Institutionen, das von den USA in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurde, um globale Konflikte zu entschärfen und internationale Wirtschaftsaktivitäten zu erleichtern. Aus Trumps und Vances Sicht hat dieses System nur die globalen wirtschaftlichen Eliten bereichert, während es der Arbeiterklasse in Amerika geschadet hat.

Polarisierung in den USA

In Anbetracht der Polarisierung in den USA, wo sich die politischen Lager unnachgiebig gegenüberstehen und bereit sind, ihre Ideale mit allen Mitteln zu verteidigen, sollten unsere Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft darüber nachdenken, wie Europas Sicherheit und Wohlstand auch ohne die Unterstützung der USA und bei weiteren Attacken auf die regelbasierte Wirtschaftsordnung gesichert werden kann, speziell im Hinblick auf eine mögliche zweite Amtszeit von Trump.

Vorausschauende Analyse

Mit seinem amerikanischen Ko-Autoren Mat Burrows hat Josef Braml eine vorausschauende Analyse erstellt zur möglichen „Zukunft der Ukraine und Nato unter Trump 2.0“.

Diejenigen, die der Ansicht sind, dass Konzepte wie „Friendshoring“ und „Decoupling“, ebenso die Beschränkung von wirtschaftlichen Beziehungen auf demokratische Staaten unseren westlichen Interessen zuträglich sind, könnten von einer eingehenden Analyse profitieren, die Mat Burrows und Josef Braml kürzlich in der Fachzeitschrift National Interest in den USA veröffentlicht haben: „U.S.-China Economic Competition Is Headed Down A Dangerous Path“.